Internationale Studierende für die Regionen

Auftaktveranstaltung der Initiative "Study & Work" fand große Resonanz

Am 9. Dezember 2015 fand die Auftakttagung zur Initiative "Study & Work – Regionale Netzwerke zur Bindung von internationalen Studierenden" im Berliner Allianz Forum statt. Aus verschiedenen Perspektiven wurden Fragen zur Internationalisierung der Hochschulen, der Fachkräftegewinnung, zur Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft und zu Themen und Konzepten rund um gesellschaftspolitische Aspekte der Integration von internationalen Studierenden in Deutschland diskutiert.

In ihrer Eröffnungsrede betonte die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Iris Gleicke: "Wir möchten Konzepte unterstützen, die internationalen Studentinnen und Studenten deutscher Hochschulen frühzeitig berufliche Perspektiven in der Region aufzeigen und sie beim Einstieg in den Beruf unterstützen. Die große Resonanz ist ein deutliches Zeichen, dass hier ein Nerv getroffen wurde."

Die wachsende Zahl internationaler Studierender an deutschen Hochschulen ist Ausdruck zunehmender Bildungsmobilität und trägt spürbar zur Vielfalt der Gesellschaft bei. Viele von ihnen können sich gut vorstellen, nach ihrem Abschluss zeitweise oder auch langfristig in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Diese Entwicklung trifft zusammen mit einem anhaltend hohen Arbeitskräftebedarf deutscher Unternehmen.

Professor Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, betonte während der Veranstaltung: "Vielerorts kann bereits heute der spezifische Fachkräftebedarf nicht mehr adäquat gedeckt werden. Insbesondere in den Regionen, die besonders vom demografischen Wandel betroffen sind, kommt es in den nächsten Jahren entscheidend darauf an, zusätzliche Potenziale für den Arbeitsmarkt zu erschließen. Den Hochschulen kommt dabei eine tragende Rolle zu, da sie Anziehungspunkt und Ausbildungsstätte für junge, gut qualifizierte Menschen aus aller Welt sind, die nach Abschluss ihres Studiums in der regionalen Wirtschaft eine Berufstätigkeit aufnehmen könnten."

"Study & Work ist deshalb Teil einer Strategie, die wir gerade in Ostdeutschland brauchen: Hier sind die Folgen des demografischen Wandels deutlich früher und dramatischer spürbar als im Westen. Ursachen sind der Geburteneinbruch nach der Wiedervereinigung und die massive Abwanderung vieler junger und gut qualifizierter Leute infolge von Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit", so Gleicke.

Es gilt daher, das inländische Arbeitskräftepotenzial bestmöglich zu nutzen, aber auch attraktiver für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland zu werden und auf diese optimal einzugehen, sie auszubilden und zu integrieren. Der Ausländeranteil in Ostdeutschland lag Ende 2014 mit insgesamt 2,8 Prozent deutlich unter dem westdeutschen Schnitt von 11,2 Prozent. Die Zahlen der internationalen Studierenden in Ostdeutschland steigen jedoch kontinuierlich und liegen in vielen Regionen auf westdeutschem Niveau.

Gerade für die neuen Länder liegen hier große Potenziale. Sich diese zunutze zu machen, bedarf aber auch besonderer Anstrengungen und Unterstützungsangebote. "Die Hochschulen können diese Aufgabe sicherlich nicht ganz alleine stemmen", unterstrich Gleicke. "Wir haben daher beim Start von Study & Work großen Wert darauf gelegt, dass alle relevanten Akteure vor Ort miteinbezogen sind. Herausgekommen ist ein bunter Strauß von Projekten, die viele spannende Ergebnisse erwarten lassen."

"Mit den zehn geförderten Projekten möchten wir zeigen, dass die soziale und kulturelle Integration von Ausländern einer Willkommenskultur bedarf, die durch alle relevanten Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vor Ort getragen wird. Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Flüchtlingszahlen in Deutschland muss und wird das Thema Integration durch Bildung und die Zusammenarbeit der regionalen Partner deutlich an Bedeutung gewinnen", erklärte Schlüter.

Die gemeinsame Initiative "Study & Work" der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft zielt auf eine verbesserte Zusammenarbeit aller relevanten Akteure in der Region mit dem Ziel, internationale Studierende erfolgreich durch das Studium zu führen, sie sozial und kulturell in die Gesellschaft zu integrieren und sie beim Berufseinstieg in der Region zu unterstützen. Zehn von einer Jury im Juli 2015 ausgewählte regionale Netzwerke aus Hochschulen, Akteuren der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes, kommunalen Einrichtungen und anderen gesellschaftlichen Partnern werden gefördert, um gemeinsam neuartige Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Die zehn Projekte stellten sich und ihre Aktivitäten im Rahmen einer Ausstellung auf der Veranstaltung vor.

Programm

10:30 Uhr
Begrüßung
Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, für Mittelstand und Tourismus, Berlin

10:45 Uhr
Keynote Wirtschaft
Die Bedeutung internationaler Studierender für den deutschen Arbeitsmarkt: Bedarfe der Wirtschaft – Erwartungen an die Hochschulen
Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln

11:10 Uhr
Keynote Wissenschaft
Internationalisierungsstrategien von Hochschulen und Gestaltung der Übergänge
Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Bonn

11:35 Uhr
Experteninterview und Plenumsdiskussion
Fachkräftegewinnung internationalisieren – Potenziale internationaler Studierender
Sebastian Schröder, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidentin, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Bonn
Prof. Dr. Andreas Schlüter, Generalsekretär, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen
Antoine Oliver Nguelefack, Student Neurowissenschaften, Universität Bremen

12:15 Uhr
Mittagspause

Ab 12:45 Uhr
Study & Work – Die zehn Förderprojekte
Projektpräsentationen und Poster-Ausstellung

13:30 Uhr
Parallele Austauschforen

Themenforum 1: Studienerfolg und Integration
Leitfrage: Wie können Studienerfolg und gesellschaftliche und kulturelle Integration internationaler Studierender sichergestellt werden?
Lusalla Nzanza, Studierender und Referent für Soziales und Internationales, AStA, Universität zu Köln
Nikolas Kretzschmar, Referent, Referat "Grundsatzangelegenheiten der Integration", Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Nürnberg

Themenforum 2: Beruf und Arbeitsmarkt
Leitfrage: Wie können berufliche Orientierung und ein erfolgreicher Übergang in den regionalen/deutschen Arbeitsmarkt gelingen?
André Schnepper, Vizepräsident, Deutsches Studentenwerk, Berlin
Dr. Ralf Sänger, iQ Netzwerk Integration durch Qualifizierung, Institut für Sozialpädagogische Forschung, Mainz

Themenforum 3: Unternehmen sensibilisieren
Leitfrage: Wie gelingt es, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen in der Region für internationale Absolventen/ Fachkräfte zu sensibilisieren?
Dr. Regina Flake, Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
Silvia Necker, HR-/Kommunikationsmanagerin, SEHLHOFF GMBH, Landshut

Themenforum 4: Good-Practice – Netzwerke in den Regionen
Leitfrage: Benchmarks regionaler Netzwerke – Was können Projekte von Projekten lernen?
Sabina Borrmann, Projektleitung, Initiative "study-ready-stay!" der Städteregion Aachen, Agentur für Arbeit, Aachen
Claudia Walther, Senior Project Manager, Programm Integration und Bildung & Beratungsnetzwerk "Willkommensregionen für Ausländische Studierende", Bertelsmann Stiftung, Gütersloh

15:00 Uhr
Kaffeepause

15:30 Uhr
Expertengespräch und Plenumsdiskussion
Regionen internationalisieren – Aktuelle und zukünftige Herausforderungen für Hochschulen, Unternehmen und Gesellschaft
Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg, Präsident, Hochschule Niederrhein, Krefeld und 1. Vorsitzender, Hochschulallianz für den Mittelstand
Dr. Christian Pfeffer-Hoffmann, Minor-Projektkontor für Bildung und Forschung e.V., Berlin
Dr. Cornelia Schu, Geschäftsführerin, Sachverständigenrat GmbH & Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Berlin
Klaus Schmotz, Oberbürgermeister, Hansestadt Stendal
Christof Töpfer, Human Resources - Recruiting, T-Systems Multimedia Solutions GmbH, Dresden

16:45 Uhr
Schlusswort
Dr. Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Berlin

17.00 Uhr
Ende der Veranstaltung

Tagungsmoderation: Kate Maleike, Redakteurin und Moderatorin, Deutschlandfunk
 

Alle Fotos: David Ausserhofer

 

Präsentationen aus Keynotes und Themenforen

PDF-Dateien (in alphabetischer Reihenfolge der Referenten):